Kommt der Chef auch noch? – 3 Jahre danach
„Kommt der Chef noch?“ lautete die Überschrift einens Artikels in der deutschen Handwerkszeitung im November 2011. Barbara Oberst hatte mich damals interviewt.
Leider ist der Artikel nicht mehr online. Deshalb hier Auszüge:
Wie oft ich den Satz gehört habe! ‚Kommt der Chef noch?'“ Heike Schauz lacht, wenn sie davon erzählt. Die Malermeisterin ist um die 1,60 m groß, blond und gewöhnte sich im Laufe der Zeit daran, dass Kunden oder Geschäftspartner immer erst den Blick an der kleinen Blondine vorbei richteten und nach dem Chef suchten. Der Chef war sie.
Schon mit 14 Jahren führte sie gemeinsam mit der Mutter den elterlichen Malerbetrieb, weil ihr Vater alkoholkrank war und oft ausfiel. Ihren Traum, Archäologin zu werden, gab sie auf, machte eine Malerlehre, besuchte die Meisterschule und gründete sehr schnell ein eigenes Unternehmen mit zwei Mitarbeitern.
„Dann kam ein älterer Kollege auf mich zu und fragte, ob ich seinen Betrieb übernehmen wollte. Ich hab das ganz blauäugig gemacht und war von einem Tag auf den anderen Chefin von 10 Mitarbeitern, nur Männer, die Hälfte davon über 50. Und ich war 25, 26“, erinnert sich Schauz.
Damals, vor gut 20 Jahren, waren Firmengründungen von Frauen in männertypischen Berufen noch die absolute Ausnahme. Heike Schauz war in ihrer Branche die einzige Frau weit und breit. Heute ist jeder vierte Unternehmensgründer im Handwerk eine Frau. 27 Prozent aller Lehrlinge sind weiblich, 20 Prozent der Meisterprüfungen werden von Frauen abgelegt. Und häufig übergibt der Vater seinen Betrieb nicht an den Sohn, sondern an die Tochter.
Bessere Karrierechancen
„Frauen sehen im Handwerk für sich oft bessere Karrierechancen als in der Industrie. Dort werden häufig doch Männer vorgezogen. Wer vorankommen will, muss oft auf Familie verzichten. Im Handwerk lassen sich Familie und Karriere besser vereinbaren“, analysiert Alexander Legowski, Pressesprecher beim Zentralverband des Deutschen Handwerks.
Bis Heike Schauz‘ Truppe die Lästereien vom „Weiberregiment“ abstellte, dauerte es. Doch die Mitarbeiter merkten, dass Putzzeug im Auto und saubere Baustellen nicht nur lästiges Weiberzeug sind, sondern von den Kunden als Markenzeichen des Betriebs gewürdigt wurden. Auch die Führungsqualitäten der Chefin wussten die mittlerweile 25 angestellten Männer zu schätzen. Neben klaren Ansagen beherrschte Schauz nämlich auch andere Töne. Sie selber sagt: „Wir Frauen kümmern uns emotionaler um die Mitarbeiter. Da fragt man ganz intuitiv nach der Familie, nimmt den Einzelnen ernster.“
Emotionale Verbundenheit
Dass die emotionale Verbundenheit nicht nur von ihr ausging, sondern von den Mitarbeitern erwidert wurde, merkte sie 2001: Euroumstellung und private Probleme kamen zusammen, wirtschaftliche Probleme folgten, und Heike Schauz konnte eine Insolvenz nicht verhindern. „Als ich den Leuten abends sagte, dass es nicht weitergeht, habe ich meine gestandenen Mannsbilder heulen sehen.“
Nach einigen Jahren der Weiterbildung ist Heike Schauz heute selbstständige Feng-Shui-Beraterin in Baden-Baden. Sie unterstützt Privat- und Firmenkunden, die ihre Räume neu planen oder umgestalten wollen. Die jahrtausende-alte chinesische Harmonielehre will Schauz keinesfalls in der „Esoterik-Ecke“ sehen.
„Es ist mir ein großes Anliegen, das ans Handwerk heranzubringen. Das ist altes Baumeisterwissen“, erklärt Schauz und betont, dass gerade im Bau- und Baunebengewerbe Handwerker ihren Kunden mit Feng Shui einen Zusatznutzen bieten könnten. In der Handwerkskammer Karlsruhe hat sie darüber bereits Vorträge gehalten.
Auch ihre speziellen Erfahrungen als Frau im Handwerk möchte Heike Schauz mit anderen teilen. „Ich will ein Buch schreiben und den Titel weiß ich schon: Kommt der Chef noch?“
Fazit: Das Buch ist geschrieben und auf dem Markt. Viele Handwerker haben mich in den letzten Jahren angeschrieben und bestätigt, das sie meine Geschichten so oder ähnlich auch erlebt haben.
Feng Shui macht die Frau Schauz immer noch – mit nicht nachlassender Begeisterung. Frauen im Handwerk begegne ich immer öfter und es ist jedes Mal eine Freude mit ihnen zusammenzuarbeiten.
Und wie gut sich beides zusammenführen lässt – Handwerk und Feng Shui werde ich in den nächsten Wochen immer mal wieder beschreiben.
Ach ja – und wer das Buch nicht kennt: https://apprico.de/ueber-mich/buecher/ 🙂